Davongleiten in den Märchenwald
Tagesanzeiger publiziert: 15.1.2021 – Daniel Schneebeli, Fotos: Anna-Tia Buss
Im tief verschneiten Feldenmaas, einer Hochebene zwischen Bonstetten und Affoltern, ist jetzt gespurt. Es fühlt sich an wie im Goms.
Am Schützenhaus Bonstetten hat ein Polizist seinen Wagen quer auf die Strasse gestellt. Weiter gehts hier nicht, denn auf der anderen Seite des Hügels hat der Schnee Bäume umgelegt. Doch die erste Langläuferin, die am Freitagmittag auftaucht, will sowieso nicht weiter. Hier ist der Einstieg in die 8,5 km lange Rundloipe, die auf dem Höhenzug Feldenmaas hinüber nach Affoltern führt.
Die weiten Wiesen liegen unter einer 50 cm dicken Schneedecke, am Waldrand hängen die Äste weiss und tief, und gerade reissen am Himmel die Wolken auf. «Es ist wie im Märchen», schwärmt die Langläuferin. Sie schnallt die Ski an und gleitet davon.
Die Spur wird gelegt von Hansruedi Wettstein. Er war Mitarbeiter im Werkhof Affoltern am Albis. Heute ist er 79 und immer noch leidenschaftlicher Langläufer. An seinem Schneemobil hat er die Walze montiert. Schon am Donnerstagabend drehte er im Schneegestöber die ersten Runden, denn einmal Walzen reicht nicht bei diesen Schneemengen. Noch nie hat er erlebt, dass es auf «einen Chlapf» so viel Schnee gegeben hat – und Wettstein spurt hier schon 30 Jahre.
Zusammen mit seinem pensionierten Freund Hans Hinnen betreibt er die Feldenmaas-Loipe. Lohn gibt es keinen, dafür Anerkennung von den Langläufern. In einem schneereichen Winter gehen so viele Spenden ein, dass Hinnen und Wettstein nichts drauflegen müssen. Und wenn sie die Loipe mehr als sechs Tage offenhalten können in einem Winter, gibts noch 900 Franken von der Kantonalbank dazu.
Wettstein steigt wieder auf seinen Schneetöff, auf dem Sozius die Fotografin des «Tages-Anzeigers». Keine 400 Meter weit kommen die zwei, da rutscht der Töff weg und «säuft ab im Tiefschnee». Doch für diesen Fall hat Wettstein eine Schaufel dabei.